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alle Welt, und manche Familie hat auf diese Art wohl ein halbes
Dutzend Söhne in der Fremde, während die Töchter daheim klöppeln,,
spinnen u. s. w.
Nebel, welche die letzten Häuser kaum erkennen lassen und die
höchstens in der Mittagsstunde weichen, kündigen dem Erzgebirger den
Winter an, der ihm gewöhnlich in der fürchterlichsten Gestalt erscheint;
denn wochenlang schneit es oft in einem fort, ja wohl in einer Nacht
so, daß man sich in Dörfern aus den Häusern schaufeln, bisweilen so-
gar aus dem Dache steigen muß, um einen Gang zur Hausthür oder
Gucklöcher für die Fenster der Unterstuben zu schaffen, die meist düstern
Kellern gleichen. Ein 2 bis 5™ hoher Schnee ist in strengen
Wintern nicht selten, und Stürme, die nirgends fürchterlicher heulen,
bilden oft 10 bis 20™ tiefe Windwehen, über welche der Ge-
birger mit angeschnallten Fußbrettern oder Schneeschuhen leicht hinweg-
gleitet. Unglück zu verhüten, werden zwar Signalstangen gesetzt,
auch bei starkem Schneewetter dem Wanderer, besonders Abends, durch
Glockengeläute oder Trompeten Zeichen gegeben, in welcher
Richtung er zu waten habe. Doch vergeht selten ein Winter, wo nicht
Menschen im Schnee umkommen. Dessenungeachtet heißt der Erzge-
Lirger den Winter allemal freundlich willkommen/, denn er bringt ihm
eine seiner liebsten Erscheinungen: Schlittenbahn, welche die Wege
ebnet, Verkehr und Geselligkeit befördert und gewöhnlich länger dauert,
auch weit schöner ist, als im Niederlande. Man fährt nicht, sondern
fliegt gleichsam, der Gefahr trotzend, über Berg und Thal, und selbst
Kinder gleiten auf Rutscheschlitten, meist zwei und zwei, die steilsten
Höhen hinab. Überhaupt ist die Jugend dort weit abgehärteter, als
im Niederlande, und oft, wenn man hier schon nach Pelz und Man-
tel greift, springen dort Kinder unter freiem Himmel barfuß in bloßen
Hemden herum, die noch dazu meist nur Hemden gewesen zu sein
scheinen. So spielen sie auch vor den Thüren, so begleiten sie, um
eine Gabe bittend, den Wagen des Reisenden.
Wie liegt das Königreich Sachsen vom Königreich Preussen? —Wie heisst
der Hanptfluss des Landes? — Das Hauptgebirge? — Welche Mineralien liefert
es? — Wie heisst die Hauptstadt? — Die bedeutendste Handelsstadt? —
Was wisst ihr von Leipzig? — Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? —
Nenne sie! — Was ist Preussen? — Was ist Sachsen? —
Zeichnet jetzt das Königreich Sachsen! —
Beschreibet es! —
36. Die zwei Gromerzogthürner Mecklenburg.
(3-L.)
Nun wollen wir uns weiter nach Norden wenden und aus der
Provinz Hannover hinüberschiffen über den Elb ström nach Mecklen-
burg. Obgleich Mecklenburg einen meist fruchtbaren Boden, eine
gute Bewässerung durch Seen und Flüsse und eine sehr günstige
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
51
Lage an der Ostsee hat, so ist es doch unter allen deutschen Ländern
am schwächsten bevölkert, denn auf seinen säst 290 Quadratmeilen leben
nur 65^,000 Bewohner, also nur wenig mehr als 2000 auf einer
Quadratmeile. Die Beschäftigung der Mecklenburger erfordert indeffen
auch mehr Raum als anderswo; denn sie treiben neben dem Acker-
bau sehr bedeutende Vieh- und insbesondere Pferdezucht, und
zwar nicht bloß für ihren eigenen Bedarf, sondern sie verkaufen jähr-
lich eine Menge Pferde ins Ausland, welche sich durch Größe, Stärke
und edlen Bau vor andern auszeichnen.
Mecklenburg besteht aus zwei besondern Staaten, von denen der
westliche, bei weitem größere, das Großherzogthum Mecklenburg-
Schwerin, der östliche das Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz
heißt. Die Hauptstadt des ersteren, Schwerin, mit 27,000 Ein-
wohnern, ist an einem ansehnlichen und klaren See herrlich gelegen,
zumal das großherzogliche Schloß, welches auf einer Insel im See
selbst erbaut ist. Gewöhnlich jedoch residirt der Großherzog in der
kleinen, aber schönen und regelmäßig gebauten Stadt Ludwigslust.
Größer jedoch und wichtiger als beide Residenzen ist die Stadt Rostock,
nicht weit von der Ostsee, durch deren Eindringen der sonst unbedeu-
tende Fluß Warnow schiffbar wird. Die Stadt Rostock (Sitz einer
Universität) ist mit einem Denkmale Blüchers geziert, des be-
rühmten preußischen Marsch alls Vorwärts, welcher hier gebürtig
war. Ihre 31,000 Einwohner nähren sich größtentheils von See-
handel. Auch hat man an der Mündung der Warnow ein Seebad
angelegt, welches von vielen Fremden besucht wird und der Stadt
guten Verdienst gewährt.
Das Großherzogthum Mecklenburg-Strelitz ist weit kleiner
und hat außer der schön gebauten Residenzstadt Neu-Strelitz, mit
8000 Einwohnern, keine bemerkenswerthen Städte.
■Wiederhokmgsfragen! —
Zeichnen und Beschreiben! —
3?. Das Großherzogthum Oldenburg.
(3.)
Die drei Theile dieses Landes liegen sehr zerstreut. Das Haupt-
land, das eigentliche Oldenburg, ist von der Weser gegen Osten,
von der Nordsee gegen Norden und von Ostfriesland gegen
Westen eingeschlossen. Es ist an Ebenheit und Niedrigkeit des Bodens
und vielen Eigenschaften der Bewohner der Provinz Hannover sehr
ähnlich. Ein anderes kleines Stück, das Fürstenthum Eutin, liegt
an der Ostsee, nahe bei Lübeck, umgrenzt von dem holsteinischen
Gebiete. Noch kleiner ist die Besitzung des Großherzogs von
Oldenburg auf dem linken Rheinufer an der Nahe, ganz von
preußischem Gebiete eingeschlossen, das Fürstenthum Birkenfeld.
Dieses Ländchen ist über fünfzig Meilen von dem Hauptlande entfernt,
4 *
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
56
wenn sie dort geboren gewesen wären, sondern weil die großherzogliche
Familie sie mit Ehren und Huld herbeizog.
Gotha ist zwar nicht die eigentliche Hauptstadt des Herzogthums
Sachsen-Koburg-Gotha, sondern Koburg, allein es übertrifft dies an
Größe und Wichtigkeit, denn aus der Zeit her, wo Gotha noch seine
eigenen Herzoge hatte, bestehen noch viele herrlichen Anlagen aller Art.
Die Sammlungen von Büchern, Münzen, Kupferstichen in dem herzog-
lichen Schlosse, so wie die Parkanlagen in der Nähe, sind weniger
wichtig, als die vortreffliche Sternwarte auf einem benachbarten
Berge, wo berühmte Astronomen (Sternkundige) den Himmel beobachte-
ten und wichtige Entdeckungen machten.
Die Gebirge des thüringer Waldes sind mit Nadelholz be-
wachsen und außerordentlich ergiebig an Eisen, Kupfer, Marmor,
Schiefer, Steinkohlen und anderen Mineralien. Deshalb trifft
man auch in den sächsischen Herzogthümern eine Menge Schmelz -
Hütten und Eisenhämmer an, und in dem thüringer Walde wird
viel Pech, Kienruß und Pottasche bereitet.
Auch die preußische Stadt Erfurt liegt in Thüringen, gerade in der
Mitte zwischen Gotha und Weimar, an der Eisenbahn nach Leipzig.
Ferner gehören zu Thüringen noch die Besitzungen der Fürsten von
Schwarzburg. Sie bestehen aus zwei abgesonderten Stücken Land, wovon
dáseme: Schwarzb urg-Sondershausen, mehr nördlich, von der preußi-
schen Provinz Sachsen eingeschlossen, liegt, und das andere: Schwarzburg-
Rudolstadt, weiter südlich, umgeben von den sächsischen Herzogthümern.
Östlich an Thüringen schließen sich die Besitzungen der beiden
Fürsten von Reust mit den Residenzstädten Greiz und Schleiz. Den
Namen Reuß (Russe) führen diese Fürsten von einer russischen
Prinzessin, welche die Stammmutter eines ihrer Familienzweige
war. Ausfallend ist, daß alle diese Fürsten von Reuß den nämlichen
Taufnamen, nämlich Heinrich, führen und sich bloß durch die Num-
mer unterscheiden, so daß z. B. einer Heinrich der Lxii. heißt.
Ganz Thüringen, mit Einschluß der reußischen Fürsten-
thümer, enthält einen Flächenraum von über 200 Quadratmeilen
mit mehr als 1 Million Bewohnern.
41. Der Jrrfelsberg.
Ich will dich auf einen Berg führen im thüringer Walde; das
ist im ganzen Gebirge beinahe der höchste und gewiß der schönste. Als
einst, so geht eine alte Mähr, das Land und Gebirge umher mit
ungeheuerem Wasser bedeckt war, da sah die Spitze des Berges noch
hervor, wie eine Insel aus dem Meere; daher soll der Berg seinen
Namen Jnselsberg haben. Noch jetzt, wenn du auf dem Gipfel des
Berges früh Morgens dem Aufgange der Sonne harrest, kann dir's
begegnen, daß du rings um dich ein weites Meer wogen siehst, nicht
von Wasser, sondern von Nebel. Aber wenn die Sonne das Nebel-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Schleiz Heinrich Heinrich Heinrich
62
weder an Größe, noch an Bevölkerung bedeutenden Fürstenthümer
(28 Quadratmeilen mit 143,000 Einwohnern) enthalten gleichwohl
manches Merkwürdige. Hier in dem Gebirge, welches noch heute
der teutoburger Wald heißt, wurden vor fast 1900 Jahren die
Römer, welche, nachdem sie sich zu Herren der halben Welt gemacht
hatten, auch Deutschland unterwerfen wollten, von den Deutschen
besiegt. Der Held, welcher unsere Vorfahren in diesem siegreichen
Kampfe anführte und Deutschlands Freiheit rettete, war Hermann von
dem Stamme der Cherusker oder, wie ihn die Römer nennen, Ar-
minius. Allerdings hat man zu allen Zeiten seinen Namen geehrt,
aber ein sichtliches Denkmal ihm zu stiften, hat sich unsere Zeit vor-
behalten. Auf dem Teutberge bei Detmold, einem Gipfel, welcher
die herrlichste Aussicht gewährt, und von wo man einen Theil des
Schlachtfeldes der sogenannten Hermannsschlacht überschaut, ist eine
gewaltige Säule errichtet, welche mit den Nebensäulen einen Tempel
darstellt. Oben auf derselben soll errichtet werden die haushohe Bild-
säule Hermanns mit hoch emporgehobenem Schwerte, während er mit
dem einen Fuße den römischen Adler zu Boden tritt. Die Höhe des
ganzen Werkes wird 47m betragen, so daß es also aus weiter Ferne
gesehen werden kann.
Das Fürstcnthum Waldeck mit der Hauptstadt Arolsen, ein
Ländchen von 20 Quadratmeilen mit nur 56,000 Einwohnern, liegt
hier zwischen den preußischen Provinzen Westphalen und Hessen-
Nassau. Es hat große Waldungen und ist sehr gebirgig. Die Ge-
birge enthalten Eisen, Blei und Kupfer. Von dem eigentlichen
Fürstenthume läßt sich nicht viel Merkwürdiges erzählen. Aber getrennt
hiervon, weiter nördlich, zwischen der Provinz Hannover und Lippe-
Detmold, liegt das zu Waldeck gehörende Bad Pyrmont, welches
unter den mineralischen Bädern Norddeutschlands wohl die erste Stelle
einnimmt. Von dem dort hervorsprudelnden Wasser werden mehrere
Hunderttausende von Krügen versendet, und die Zahl der jährlich ein-
treffenden Kurgäste ist sehr beträchtlich.
Ä8. Die Weser.
Ich kenne einen deutschen Strom,
Der ist mir lieb und werth vor allen,
Umwölbt von ernster Eichen Dom,
Umgrünt von kühlen Buchenhallen.
Ihn hat nicht, wie den großen Rhein,
Der Alpe dunkler Geist beschworen,
Ihn hat der friedliche Verein
Verwandter Ströme still geboren.
So taucht die Weser kindlich aus,
Von Bergen traulich eingeschlossen,
Und kommt im träumerischen Lauf
Durch grüne Au'n herabgeflossen;
So windet sie mit leichtem Fuß
Zum fernen Meere sich hernieder,
Und spiegelt mit geschwätz'gem Gruß
Der Ufer sanften Frieden wieder.
Doch hat sie in der Zeiten Flug
Gar manche große Mähr erfahren,
Und ihre stille Woge trug
Viel Herrliches in fernen Jahren.
Sie sah in ihrer Wälder Schooß
Des Adlers Siegerflügel wanken,,
Und von der deutschen Arme Stoß
Der mächt'gen Roma Säulen schwanken.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Detmold Schwerte Norddeutschlands Rhein
89
Wie viel Staaten kennt ihr jetzt? — In welchem von diesen Staaten
wohnen wir? — Wer kann sie alle in der Reihenfolge aufzählen, wie wir sie
kennen gelernt haben? — Wie viel Kaiserreiche sind darunter? — Wie
•viel Königreiche? — Wie viel Grossherzogthümer? — Wie viel
Herzogthümer? — Wie viel Fürstenthümer? — Wie viel freie
Städte? — Wie heisst das deutsche Reichsland? — In der nächsten Stunde
sollt ihr diese Staaten nach der Reihenfolge dieser Fragen auszählen! —
Diese 27 Staaten bilden mit dem deutschen Reichsland zusammen em..großes
Land und zwar Deutschland. Zwei dieser Staaten: das Kaiserthum O st e r -
reich und das Fürstenthum Liechtenstein gehören nicht zu dem im Jahre 1871
wieder hergestellten „Deutschen Kaiserreich". Welche von den 27 Staaten
Deutschlands bilden also das „Deutsche Kaiserreich"? — Welche von diesen
Staaten liegen an der nördlichen Grenze Deutschlands? — An der west-
lichen? — Südlichen? — Östlichen?
Zeichnet jetzt Deutschland auf die Schiefertafel und sehet dalei besonders
auf die Gebirge, Hauptflüsse, Eisenbahnen, Staateneintheilung
und Hauptstädte!
Ii. Me Natur Deutschlands.')
1. Die drei Naturreiche.
Unübersehbar ist der Reichthum der Natur, den Gott über die
ganze Erde verbreitet hat, und auch Deutschland hat an Natur-
Produtten eine unzählbare Menge aufzuweisen. Die Natur-Produkte
sind — wie wir schon im vorhergehenden Lesebuche gelernt haben —
entweder Thiere, Pflanzen oder Mineralien.
Was sind Thiere? — Was Pflanzen? -— Was Minera-
lien? — Wie nennt man alle Thiere zusammen? — Wie alle
Pflanzen? — Wie alle Mineralien? —
A. Das Thierreich.
I. Säugethier e.
2. Das Pferd.
Vor allen Thieren zeichnet sich das Pferd aus. Edel und kräftig
steht es da; stolz trägt es das Haupt mit schön gewölbter Stirn und
Nase; klug und mild blickt es uns an aus dem runden, großen Auge,
das im Dunkel mit grünem Schein leuchtet. Mit den spitzen Ohren
spielt und lauscht es aufmerksam.
Die vorstehende freie Brust zeugt von dem Muthe, der in ihr
wobnt; schlank und glatt ist der Nacken, und um den gebogenen Hals
*) Auch die nun folgenden Lesestücke werden in ähnlicher Weise, wie dre vorhergehenden, «18
Material zu den Übungen im schriftlichen Ged ankenausdruck benutzt — mit Auswahl
— nach Zeit und Umständen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Liechtenstein Deutschlands Deutschlands Deutschland Deutschlands Deutschland
249
nahmen zur Befreiung der Herzogthümer Schleswig-Holstein von der
Vergewaltigung der Dänen. Preußen hatte Österreichs Theilnahme an
dem Kriege gewünscht, um die Einmischung des Auslandes in diese
deutsche Angelegenheit abzuhalten, andererseits aber auch, um in der
Leitung derselben nicht von den Mittel- und Kleinstaaten am Bunde
abhängig zu sein. Österreich hielt seine Betheiligung für rathsam, um
Preußens Schritte im Norden zu beobachten und diesem die Vortheile
des Sieges nicht allein zu überlassen — und» so wurden denn die
beiden deutschen Großmächte hier Bundesgenossen im Kampfe um
Schleswig-Holstein.
Ä?. Der Schleswig-Holstein'fche Krieg.
(1864.)
Seit gar langer Zeit standen die deutschen Herzogthümer
Schleswig-Holstein unter der Regierung der Könige von Däne-
mark. Dabei blieben aber die alten Grundsätze bestehen, wonach die
Herzogthümer nicht mit Dänemark vereinigt, sondern als selbstständige,
fest mit einander verbundene Staaten — „up ewig ungedeelt“ —
bestehen bleiben und nach eigenen Landesgesetzen regiert werden sollten.
Schon in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts fing man aber
in Dänemark an, das hergebrachte Recht der Herzogthümer zu verdunkeln,
den Bewohnern deutsche Sitte und deutsche Sprache zu verküm-
mern und dafür in Kirche und Schule ihnen das Dänische aufzu-
dringen. Standhaft widersetzten die Schleswig-Holsteiner sich diesen
Versuchen. Das ging unter vielen Wechselfällen so fort, bis der König
Christian Ix. am 18. November 1863 eine neue, vom dänischen
Reichsrath genehmigte Verfassung unterzeichnete, nach welcher das
Herzogthum Schleswig von Holstein getrennt und der dänischen
Monarchie einverleibt werden sollte. Da hierin eine offenbare Ver-
letzung -des Rechtes der Herzogthümer lag, so forderten Österreich
und Preußen den König Christian auf, diese Verfassung zurückzunehmen.
Die Aufforderung blieb ohne Erfolg — und so mußte denn der Krieg
entscheiden, den jetzt Österreich und Preußen gemeinschaftlich unter-
nahmen. Im Januar 1864 rückten die vereinigten Österreicher und
Preußen, 45,000 Mann stark, in Holstein ein. Am 2. Februar
wurden die Schanzen bei Mifsunde von den Preußen beschofien, und
als die Österreicher bis zu dem von den Dänen besetzten „Danne-
werk", einem durch Wall und Graben, durch Schanzen und Forts
besetzten Damm, vorgedrungen waren, hatten die Dänen sich bereits
nach Norden zurückgezogen. Unweit Flensburg wurden sie von den
Österreichern eingeholt und bei Oversee am 6. Februar geschlagen.
Am 9. Februar rückten die ersten Preußen in den Sundewitt ein.
Nach einer längeren Belagerung und Beschießung der „Düppeler
Schanzen" erfolgte am 18. April der denkwürdige Sturm auf
dieselben. Um 2 Uhr Nachmittags waren die Schanzen in Besitz der
Preußen und das ganze Festland Schleswigs von den Dänen befreit.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Christian_Ix Christian
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Dänemark Holstein Holstein Flensburg Oversee Schleswigs
250
Es war ein glorreicher Tag für die preußischen Krieger. Er hatte
den Dänen 5000 Mann an Todten, Verwundeten und Gefangenen
gekostet; der Verlust der Sieger betrug 1188 Mann, darunter 70 Of-
fiziere. — König Wilhelm eilte selbst nach dem Sundewitt, um bei
feierlicher Parade den Truppen persönlich seinen Dank auszusprechen.
Drei Tage verweilte er im befreiten Lande und kehrte mit den
Trophäen*) von Düppel (118 Kanonen, Fahnen rc.) und einem Ehren-
geleite von 127 der Tapfersten unter den Siegern in die jubelnde
Hauptstadt Berlin zurück.
Während der Belagerung und Einnahme von Düppel waren die
Österreicher und die preußischen Garden nach Norden vorgedrungen
und hatten die Halbinsel Jütland besetzt. Nachdem hierauf die Preußen
am 29. Juni die Insel Alsen eingenommen und die Dänen auch
zur See von der österreichischen und preußischen Flotte schwere Nieder-
lagen erlitten hatten, mußte König Christian am 30. October 1864
Frieden schließen und die Herzogthümer Schleswig, Holstein und
Lauenburg nebst den dazu gehörigen Inseln an die Sieger abtreten.
So war denn zur Freude aller Deutschen das Werk der Befreiung
der Herzogthümer von dänischer Bedrückung vollendet. Aber noch ahnte
man nicht, daß über die Theilung und Verwaltung der gemein-
schaftlich erworbenen Herzogthümer bald ein zweiter — zwar kurzer,
aber sehr blutiger — Krieg ausbrechen, und daß eben dieser Krieg
endlich die Lösung des Zwistes um die Führerschaft in Deutschland
zu Gunsten Preußens entscheiden sollte.
418. Die Auflösung des deutschen Bundes.
(14. Juni 1866.)
Durch den Wiener Friedensvertrag waren der Kaiser von Öster-
reich und der König von Preußen gemeinschaftlich Besitzer
der Herzogthümer Schleswig-Holstein-Lauenburg geworden. Sie
ließen einen Theil ihrer Truppen als Besatzung in den Herzogthümern
zurück und ordneten für die Verwaltung derselben eine gemeinschaft-
liche provisorische**) Regierung an. Österreich konnte auf den Besitz
der Herzogthümer, von denen seine übrigen Länder weit entfernt liegen,
nur geringen Werth legen und beantragte^schon bald nach dem Friedens-
schluß bei Preußen die gemeinschaftliche Übertragung derselben an den
Prinzen Friedrich von Augustenburg, der bereits früher sein Erb-
recht auf diese Länder geltend zu machen versucht hatte. Preußen da-
gegen, als der natürliche Beschützer der Nordmarken Deutschlands, mußte
in seinem eigenen und im Jntereffe Deutschlands von dem zukünftigen
Fürsten der Herzogthümer verlangen: — eine innige Verbindung
der gesammten Wehrkraft der Herzogthümer mit dem preußischen
Heere und der preußischen Flotte — ungehinderte Anlegung von
Kriegshäfen im Lande — Gestattung des Baues eines Nord-Ost-
*) Trophäen = Stegoszcichen.
**) provisorisch — vorläufig, einsiwckle».
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Christian Friedrich_von_Augustenburg Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Holstein Lauenburg Deutschland Deutschlands Deutschlands
252
reich, Bayern, Würtemlerg, Sachsen, Hannover, beide
Hessen, Nassau, Neuß-Greiz und Liechtenstein. Nach der Ab-
stimmung verließ der preußische Gesandte die Sitzung mit der Erklä-
rung, daß der bisherige Bund gebrochen und für Preußen zu
bestehen aufgehört habe.
Am 15. Juni bot Preußen seinen nächsten Nachbarn unter den
Gegnern: Sachsen, Hannover, Kurhessen und Nassau noch die
Hand zum Frieden unter Zusicherung ihres Besitzstandes, wenn sie bis
zum Abend desselben Tages die Erklärung abgäben, daß sie sich an dem
gegen Preußen beschlossenen Kriege nicht betheiligen würden. Da die
Antworten bei allen ablehnend lauteten, so rückten schon am 16. Juni
preußische Truppen in Hannover, Kurhessen und Sachsen ein und
am 18. Juni erließ der König von Preußen den nachstehenden Aufruf
an sein Volk:
Ls. „Aufruf an mein Volk!
In dem Augenblicke, wo Preußens Heer zu einem entscheidenden Kampfe
auszieht, drängt es mich, zu meinem Volke, zu den Söhnen und Enkeln der
tapfern Väter zu reden, zu denen vor einem halben Jahrhundert mein in Gott
ruhender Vater unvergeßliche Worte sprach. „Das Vaterland ist in
Gefahr!" Österreich und ein großer Theil Deutschlands steht gegen dasselbe
in Waffen! Nur wenige Jahre sind es her, seit ich aus freiem Entschlüsse
und ohne früherer Unbill zu gedenken, dem Kaiser von Österreich die Bundes-
hand reichte, als es galt, ein deutsches Land von fremder Herrschaft zu be-
freien. Aus dem gemeinschaftlich vergossenen Blute, hoffte ich, würde eine
Waffenbrüderschaft erblühen, die zu fester, aus allseitiger Achtung und Aner-
kennung beruhender Bundesgenossenschaft und mit ihr zu all dem gemeinsamen
Wirken führen würde, aus welchem Deutschlands innere Wohlfahrt und äußere
Bedeutung,, als Frucht hervorgehen sollte. Aber meine Hoffnung ist getäuscht
worden. Österreich will nicht vergessen, daß seine Fürsten einst Deutschland
beherrschten; in dem jüngeren, aber kräftig sich entwickelnden Preußen will es
keinen natürlichen Bundesgenossen, sondern nur einen feindlichen Nebenbuhler
erkennen. Preußen — so "meint es — muß in allen seinen Bestrebungen be-
kämpft werden, weil, was Preußen frommt, Österreich schade. Die alte, un-
selige Eifersucht ist in hellen Flammen wieder aufgelodert: Preußen soll ge-
schwächt, vernichtet, entehrt werden. Aber in meinem Volke lebt der Geist von
1813. Wer wird uns einen Fuß breit preußischen Bodens rauben, wenn wir
ernstlich entschlossen sind, die Errungenschaften unserer Väter zu wahren, wenn
König und Volk, durch die Gefahren des Vaterlandes fester als je geeint, an
die Ehre desselben Gut und Blut zu setzen, für ihre höchste und heiligste Aus-
gabe halten. — Ich habe Alles gethan, um Preußen die Lasten und Opfer eines
Krieges zu ersparen, das weiß mein Volk, das weiß Gott, der die Herzen
prüft. _ Nicht mein ist die Schuld, wenn mein Volk schweren Kamps kämpfen
und vielleicht harte Bedrängniß wird erdulden müssen: aber es ist uns kerne
Wahl mehr geblieben! Wir müssen fechten um unsere Existenz, wir müssen in
einen Kampf aus Leben und Tod gehen gegen diejenigen, die das Preußen des
großen Kurfürsten, des großen Friedrich, das Preußen, wie es aus
den Freiheitskriegen hervorgegangen ist, von der Stufe herabstoßen wollen,
auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, feines Volkes Tapferkeift Hingebung
und Gesittung es emporgehoben haben. Flehen wir den Allmächtigen, den
Lenker der Geschicke der Völker, den Lenker der Schlachten an, daß er unsere
Waffen segne! Verleiht uns Gott den Sieg, dann werden wir auch stark
genug sein, das lose Band, welches die deutschen Lande mehr dem Namen als
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag]]
259
83. Der norddeutsche Bund.
(1867.)
„Einigung Deutschlands unter Preußens Führung!" --
das war schon seit langer Zeit das Ziel der Wünsche und Bestrebungen
aller Vaterlandsfreunde gewesen. Nach diesem Ziele hin hatte König
Wilhelm I. durch die glänzenden Erfolge des Krieges einen gewal-
tigen Schütt vorwärts gethan. Preußen ging aus demselben als die
alleinige, leitende Großmacht in Deutschland hervor. Nach her-
gestelltem Frieden war es daher des Königs erste Sorge, auf Grund der
Friedensverträge alle norddeutschen Staaten von der Nord- und Ostsee
bis zum Main und Erzgebirge zu einem mächtigen „norddeutschen
Bund" zu vereinigen — und in demselben aus dem getrennten
preußischen Staatsgebiet einen starken, fest zusammenhangen-
den Kern zu bilden. Zu diesem Zwecke wurden das Königreich
Hannover, das Kurfürstenthum Hessen, das Herzogthum
Nassau, die freie Stadt Frankfurt am Main und die Herzog-
thümer Schleswig-Holstein durch ein Gesetz mit dem preußischen
Staate für immer vereinigt. Sie bilden seitdem die drei neuerworbenen
Provinzen: Hannover, Hessen-Nassau und Schleswig-Holstein.
Das Gebiet des norddeutschen Bundes umfaßte bei feiner Grün-
dung 22 Staaten: Preußen, Sachsen, Mecklenburg-Schwerin,
-Strelitz, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen-Weimar,
-Coburg-Gotha, -Altenburg, -Meiningen, Schwarzburg-
Sondershausen, -Rudolstadt, Reuß-Greiz, -Schleiz,
Anhalt, Lippe-Detmold, -Schaumburg, Waldeck, Lübeck,
Bremen, Hamburg und den nördlich vom Main gelegenen Theil
des Großherzogthums Hessen.
Statt des losen Bandes, welches die deutschen Staaten zur Zeit
des „deutschen Bundes" nur zum Schein umschlang, wurde in
der „Verfassung des norddeutschen Bundes" ein festeres Band
geknüpft „zum Schutze des Bundesgebietes und des inner-
halb desselben gültigen Rechtes, sowie zur Pflege der
Wohlfahrt des deutschen Volkes."
Die Gesetzgebung des Bundes wurde ausgeübt durch den Bun-
desrath und den Reichstag. Der Bund es rath bestand aus den
Vertretern der Regierung eines jeden zum Bunde gehörenden
Staates, der Reichstag aus den gewählten Abgeordneten
des Volkes. Zu einem Bundesgesetze war die Übereinstimmung
der Beschlüsse beider Versammlungen erforderlich.
^ An der Spitze des Bundes stand als Vundes-Prästdent der
König von Preußen, welcher den Bund völkerrechtlich zu ver-
treten, im Namen des Bundes Krieg zu erklären und Frieden zu
schließen, Bündnisse und Verträge mit fremden Staaten einzugehen
und Gesandte zu beglaubigen und zu empfangen berechtigt war.
Die gesammte Land- und Seemacht des Bundes war^eine einheit-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Ostsee Main Hannover Hessen Frankfurt_am_Main Schleswig-Holstein Hannover Hessen-Nassau Schleswig-Holstein Sachsen Mecklenburg-Schwerin Oldenburg Braunschweig Sachsen-Weimar Schwarzburg-
Sondershausen Lippe-Detmold Bremen Hamburg Main Hessen
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verhallte in den grausigen Höhlen, ohne das Ohr eines Erdenbewoh-
ners zu erreichen. Endlich, nachdem er drei Tage und drei Nächte
lang zehnfach die Angst eines Lebendigbegrabenen ausgestanden hatte,
erblickte er den rettenden Lichtstrahl, der ihn wieder zur Oberwelt
zurückführte. Hunger, Angst und Anstrengungen hatten aber seine
Kräfte so erschöpft, daß er wenige Tage nachher starb. Indessen hatte
er doch noch so viel Besinnung, seine Freunde auf die Geheimnisse
dieser Höhle aufmerksam zu machen, weshalb sich auch bald mehrere
fanden, die seinen Versuch mit gutem Erfolg wiederholten, die Höhle
aber, ihm zu Ehren, Baumannshöhle nannten. Die Zeit der Ent-
deckung kennt man nicht; doch soll die Höhle schon in der Mitte des
16. Jahrhunderts bekannt gewesen und bereits 1570 von den Grafen
Ernst und Martin von Rein stein besucht worden sein.
Der Baumannshöhle fast gegenüber, also auf dem rechten Bodeufer,
befindet sich eine ähnliche Höhle, welche nach dem auf der Thalwand
sich erhebenden Bielstein die Bielshöhle heißt. Sie wurde 1672
bei Gelegenheit eines Waldbrandes, der den Eingang sichtbar machte,
entdeckt, aber erst 1788 durch den Bergmann Becker zugänglich ge-
macht. Wir haben sie, da sie im Ganzen der Baumannshöhle ähn-
lich ist, nicht besucht, sondern setzten nun unsern Weg nach Elbinge-
rode fort.
Wiederholungsfragen! —
Zeiehnen und Beschreibenl —
40» Thüringen.
Die vier sächsischen Herzogthümer und die zwei schwarzbur-
gischen und zwer reußischen Fürstenthümer.
(7-14.)
Recht in der Mitte von Deutschland liegt Thüringen, ein Landstrich,
welcher schon lange nicht mehr einen einzigen Staat ausmacht, sondern
verschiedenen Herren angehört. Da liegen die Lande des In roß
Herzogs von Sachsen-Weimar und die der Herzöge von Sachsen-
Koburg-Gotha, Sachsen-Altenburg und Sachsen-Meiningen,
dazwischen einige preußische Kreise und die Fürstenthümer Schwarz-
burg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt. Zu diesem
Thüringen, dessen Mittelpunkt das darnach benannte Gebirge, der
thüringer Wald, bildet, gehören gar fruchtbare und gewerbfleißige
Gegenden mit schönen, wenn gleich nicht sehr großen Städten, wovon
die vorzüglichsten zugleich fürstliche Residenzen sind: so Weimar
im Großherzogthum Sachsen-Weimar — Gotha und Koburg
im Herzogthum Sachsen-Koburg-Gotha — Meiningen im
Herzogthum Sachsen-Meiningen — und Altenburg im Her-
zogthum Sachsen-Altenburg.
In Weimar haben die berühmtesten deutschen Dichter Göthe,
Schiller, Herder und Wieland zu gleicher Zeit gelebt, nicht als
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Extrahierte Personennamen: Ernst Martin_von_Rein Bergmann_Becker Schiller